Ein großer Freund des Dümmers und ein großartiger Segelfreund hat seine letzte Reise angetreten. Am 17. März 2020 verstarb Georg Escher. Seine Lebensgeschichte ist eng mit dem Dümmer verwoben. Leider können wir ihm nicht die letzte Ehre erweisen und ihn zu seinem Grab begleiten. Ich möchte es aber nicht versäumen, an ihn zu erinnern.
Georg Escher kam schon 1952 zum Dümmer, da hatte er gerade sein Examen bestanden. Er wurde Lehrer in Bergfeine, kurzzeitig Heimleiter des Dümmerheimes (in unserem ehemaligen Clubhaus gelegen) und anschließend viele Jahre Lehrer in Osterfeine, bevor er nach Meppen zog und in der damaligen Bezirksregierung für die Lehrerausbildung verantwortlich wurde.
Georg wurde in den 50er Jahren als Naturschutzwart am Dümmer bestellt, dies nutzte er, um seine Segelerfahrung durch Touren in das Naturschutzgebiet Dümmer aufzufrischen (immerhin hatte er schon in 1944 in Prien am Chiemsee das Segeln erlernt) und zu erweitern.
Die Verbindung zum Dümmer hat er auch nach seinem Fortzug nach Meppen nicht abreißen lassen. Er war einer der ersten, die am Kuhlenkamp ein Wochenendhaus errichteten. Er war aber auch einer der ersten, die die Notwendigkeit der Gründung eines weiteren Segelvereins am Olgahafen erkannten und wurde 1966 eines der Gründungsmitglieder des SVOH. Beim Hafenbau war er tatkräftig dabei, daneben baute er auch schon für seine Kinder die ersten Optimisten, in denen seine Kinderschar zum Regattasegeln angeregt wurden (und auch erfolgreiche Regattasegler wurden).
Bereits 1968 zog er als Bootswart in den Vorstand des SVOH ein, von 1974 bis 1980 war er Sportwart des Vereins. Sportlich segelte er selbst schon länger, Georg erstand bereits 1969 seinen Zugvogel mit der Nr. 1830, mit dem er einige Jahrzehnte auf dem Dümmer keine Regatta versäumte. Er zog mit Bert Niemeyer und Fred Bautz eine Prüfungskommission (nach den Regeln des DSV) im SVOH auf, die Segelscheine abnehmen konnte und schuf somit die Grundlagen der Seemannschaft für viele unserer Vereinsmitglieder und die unserer Nachbarvereine.
Aber die Vorstandsarbeit ließ ihn auch in den folgenden Jahren nicht los. 1984 übernahm er den Posten des 1. Vorsitzenden unseres Vereins, den er bis 1996 sicher durch turbulente Zeiten führte. Der Surfsport überrollte den See, aber auch den Verein. Mit seiner souveränen Art war er immer ein guter Moderator, stellte sich klar und eindeutig allen Anforderungen im Vorstand und war mir immer ein Vorbild, dem Verein als einen Zusammenschluss gleichgesinnter Segelsportler*innen eine Zukunft zu geben.
Wenn er mit seiner alten Chaise (ich glaube, so darf man sein Fahrrad durchaus bezeichnen) in den Hafen bis vorn zum Steg radelte, ganz elegant auch in hohem Alter sein Bein abschwang, seinen Beutel vom Lenker zog, das hatte was! Seinen ZV 1830 konnte er lange Jahre allein klarmachen, er segelte auch viel allein (oder mit Katharina), dann machte er seine Pause auf der Bank, aus dem Beutel kam die Pfeife hervor, er stopfte mit Bedacht und beobachtete den ganzen See. Viel entging ihm nicht, wenn andere anlegten. Aber er bewertete auch nicht die Anlegemanöver, war kein Freund der Lästerbank, eher ein fundierter Kenner, der andere teilnehmen ließ an seinen Erfahrungen.
Vielleicht segelt er ja heute in anderen Gefilden. In meiner Erinnerung wird er immer guter Freund und Freund des Dümmer sein.
Wilhelm Beckmann