Kurz vor eins, 16°, die Sonne blinkt in herbstlicher Luft, der Wind schüttelt die Eicheln aus den Bäumen, Zeit zum Dümmer zu radeln. Das Absegeln der Hafengemeinschaft soll um zwei mit dem Kaffeetrinken beginnen, um halb zwei sind aber schon ca. 30 Seglerinnen und Segler im Seglerhaus und auf der Terrasse, zahlreiche Kuchen stehen auf dem Tisch, Susanne Lapke füllt schon die dritte Kanne mit frischem Kaffee.
Mein Windfinder sagt für den Nachmittag Wind mit Böen von über 20 kn voraus, Regen soll erst gegen Abend kommen.
Ich begrüße für den SVOH alle Gäste des Absegelns beider Vereine. Immer noch werden Tabletts mit Kuchen gebracht. Vielen Dank an alle Bäcker*innen, was für eine Auswahl! Ich konnte leider nur zwei Stücke genießen, hervorragend gut!
Der Wasserstand niedrig wie seit Wochen, während die Piraten bei ihrer Regatta Anfang Oktober noch Glück hatten, auf 36,87 NN hatten es die Schauer gebracht. Jetzt liegt er fest bei 36,80 NN, ein Unterschied, den man sofort an Ruder und Schwert merkt. Ich will meine OLGA nicht beschädigen, Uwe Brinkmann hatte einen guten Alternativvorschlag: wandern wir doch zum „Vogelmuseum“ nach Dümmerlohausen. Das ist zwar seit fünf Jahren für die Öffentlichkeit geschlossen, aber Heiner hat einen Schlüssel, er darf uns dort auch hineinlassen.
Einige Unentwegte wie die Osterhues´, Andreas mit dem „Moorochsen“ und Reinhard Olberding segeln mit ihren Crews dennoch zum Abschluss der Saison 2022 eine Tour über den See.
Draußen auf dem Wasser kann man auch noch weitere ca. 10 Boote sehen, denn heute findet auch das „Dümmerdreieck“ statt. Der SVOH ist wegen einer Panne bei der Terminplanung eben nicht dabei, obwohl wir doch Titelverteidiger der meisten Boote beim Dreieck 2021 gewesen sind und uns auf dem Wanderpokal verewigen konnten.
Schon beim Gang in den Ort fängt es an zu nieseln, der Herbst ist da. Im Gebäude der „Dümmer Vogelschau“, wie das Museum richtig heißt, machen wir Licht und staunen über die vielen Tiere.
Mit bisher 276 nachgewiesenen Vogelarten ist der Dümmer und sein Umland einer der artenreichsten Regionen Deutschlands. Im Vogelkundlichen Informationshaus „Dümmer-Vogelschau“ in Dümmerlohausen werden daher fast zweihundert dieser Arten in Original-Präparaten vorgestellt. Seit einem dreiviertel Jahrhundert sammelt hier die Familie Schomaker Tiere der Dümmerniederung in wertvollen Präparaten, die in dem eigens dafür konzipierten Museum vorgestellt werden.
Viele Vögel kennen wir gar nicht (mehr). Wir finden die Rohrdommel, die plattdeutsch als „Moorochse“ unserem Vereinsboot den Namen gab, etliche Säger, Störche, Enten, Kraniche verschiedene Reiher und viele Tiere mehr. Beeindruckend auch die Geschichte der Vogelsammlung, die der Opa von Heinrich Schomaker begonnen hat, ein Sammler, Jäger und Erzähler von allem, was den Dümmer kennzeichnet.
Beim Gang zurück zum Seglerhaus verstärkt sich der Nieselregen, dort angekommen treffen wir auch eine fröhliche Seglerschar, die den Ausflug auf den Dümmer trotz aller Widrigkeiten genossen haben.
Steinriede haben wieder gutes Catering geliefert, sehr zur Freude der hungrigen Gäste.
Wehmut liegt in der Luft, als ich mit „Pippo“ im Körbchen in anbrechender Dämmerung nach Steinfeld radele. Noch zwei Wochen, dann ist die Saison 2022 beendet. Allerdings erst, wenn wir unsere Hafeneinsätze zum Aufräumen erledigt haben.
Wir wollen aber nicht den Winter ungenutzt verstreichen lassen, wie schon früher wollen wir uns an jedem 1. Freitag im Monat, erstmals am 04.11.2022 um 19 Uhr im Seglerhaus treffen. Wenn es klappt, gibt’s bei diesem Termin wieder Knoten und Takelkunde, insbesondere auch das Fertigen eines Dynema-Schäkels und andere Spleiß-Tipps.
Wilhelm Beckmann